+++ English Version below +++
1313 Kilometer liegen zwischen Wien und Southampton. Eigentlich nicht sehr viel. Und trotzdem habe ich in den vergangenen vier Monaten einige Sätze gehört, die für mich vor dem Umzug wenig Sinn ergeben hätten.
1. „Ist heute etwas durch die Tür gekommen?“
Als ich das Wohnhaus das erste Mal betreten habe, habe ich den Postkasten vergeblich gesucht. In England schlichten die Postbeamten Briefe und Pakete nicht in den im Erdgeschoß befindlichen Kasten ein. Sie kommen bis vor deine Tür und schießen dir die Post durch den dafür vorgesehen Schlitz direkt ins Vorzimmer.
Zumindest unser Postbote reißt die metallene Klappe über dem Schlitz dabei jedes Mal derart wuchtig in die Höhe, dass ich vor Schreck immer noch fast vom Tisch falle. Vielleicht kommt die Redewendung „Da geht die Post ab“ ja daher. Zumindest die Postflut in Band eins der Harry-Potter-Serie ergibt seit dieser Erfahrung aber Sinn.
2. „Ist das Brita-Wasser?“
Eigentlich soll das Wasser in 99 Prozent aller englischen Städte ja gut genug zum Trinken sein. Aber wer Qualität und Geschmack der Wiener Hochquellwasserleitungen gewohnt ist, kann sich an Chlorgeschmack und Kalkflankerln nur schwer gewöhnen.
Deshalb musste Brita ins Haus. Sie ist leicht, transparent und spart mir Wasserphobikerin eine große Anzahl an Plastik-Mineralwasserflaschen – darf ich vorstellen: mein Wasserfilter.
Der Effekt ist eventuell auch im Kopf. Wenn ich ein normales und ein Brita-Wasser einschenke, muss ich mir genau merken, welches welches ist, um sie auseinanderhalten zu können.
Übrigens, obwohl die Marke in fast jedem englischen Haushalt ein Begriff ist, handelt es sich um eine deutsche Firma.
3. „Kannst du den Postcode ins Navi eingeben?“
In Österreich eine Adresse nur aufgrund der Postleitzahl zu suchen, ist ungefähr so erfolgversprechend wie die sprichwörtliche Nadelsuche im Heuhaufen.
Entsprechend groß war meine Verwunderung, als S. mich aufforderte, doch den Postcode von dem Ort, zu dem wir wollten, zu notieren. Sicherheitshalter schrieb ich also die gesamte Adresse des Besucherparkplatzes auf. Im Auto wollte S. dann tatsächlich nur den Postcode. Eine Stunde später landeten wir am Besucherplatz.
Wie sich herausstellte, sind in England die Einheiten so klein gewählt, dass ein Postcode maximal fünf Häuser umfasst.
Straßennamen merken adé, es reicht der sechstellige Code. Ein bisschen futuristisch.
4. „Hier können wir heute nicht hinfahren. Da schießen sie.“
Das Militär ist mir als Österreicherin eher ein vager Begriff, den ich hauptsächlich mit der Nationalfeiertags-Feier am Heldenplatz in Verbindung bringe – und seit einem Jahr mit Testungen in der Stadthalle. In England ist die Navy dauerpräsent. Kriegsschiffe patrouillieren in Jersey oder begleiten die HMS Queen Victoria auf eine Welttour.
Trotzdem: Dass wir die liebliche Bucht in Dorset wochentags wegen des Militärs nicht besuchen können, ist doch etwas ungewöhnlich.
Ganz entspannt ist der Spaziergang am Wochenende dann auch nicht. Alle paar Meter warnt ein Schild davor, die Wege zu verlassen. Die symbolisch dargestellte explodierende Bombe zeigt den Rest. Weil die Küste an dieser Stelle aber zu schön ist, kommen wir dennoch oft wieder.
5. „Lass die Wellies doch gleich im Auto.“
Okay, streng genommen gibt es natürlich auch Gummistiefel in Österreich. Aber ihre Verwendung steht in keinem Verhältnis. Von Jänner bis Mai habe ich mehr Menschen in Gummistiefeln gesehen als in meinem ganzen Leben zuvor. (Ein wenig liegt das wohl auch daran, dass wir alle nur spazieren gehen konnten und das Wetter nicht immer berauschend war.)
Die Wellies sind übrigens nach dem 1. Duke of Wellington benannt, der dieses Schuhwerk popularisierte. Und spätestens seit „The Crown“ weiß man ja auch, dass selbst die Königsfamilie in Gummistiefeln spazieren geht.
5 Sentences you only ever hear in England
1313 kilometres lie between Vienna and Southampton. Not very much actually. And yet, in the past four months, I’ve heard a few phrases that wouldn’t have made sense to me before my move.
1. „Did something come through the door today?“
When I first entered the apartment building, I looked in vain for a post box. In England, postal workers don’t put letters and parcels in boxes on the ground floor. They come right up to your door and shoot the mail through the designated slot straight into the front room.
Our postman, at least, lifts the metal flap above the slot thereby so violently that I almost fall off the table in shock. But at least the mail flood in the hallway in volume one of the Harry Potter series makes sense now.
2. „Is that Brita-Water?“
Actually, in 99 per cent of all English cities, the water is supposed to be good enough to drink. But if you’re used to the quality and taste of Vienna’s high-spring water pipes, it’s hard to get used to the taste of chlorine, fluoride and limestone.
That’s why Brita had to come into the house. She is light, transparent and saves me, a germ phobic, a large number of plastic mineral water bottles. May I introduce: my water filter. The effect may also be in my head. When I pour a normal water and a Brita water, I have to remember exactly which is mine to be able to tell them apart.
By the way, although the brand is a name in almost every English household, it is a German company.
3. „Can you put the postcode into the sat nav?“
Searching for an address in Austria based on the postcode alone is about as promising as the proverbial needle hunt in a haystack. So, I was quite surprised when S. asked me to write down the postal code of the place we wanted to go to. Understandably, I wrote down the entire address of the visitors‘ car park. S. frowns, he really meant only the postcode. An hour later we end up at the visitors‘ car park. Now, it is my time to frown.
As it turns out, the postcode units in England are so small that one code covers a maximum of five houses. Goodbye remembering street names, hello six-letter code. A bit futuristic.
4. „We can’t go there today, they are shooting.“
As an Austrian, the military is a rather vague concept for me, which I associate mainly with the celebration at Heldenplatz on National Day, and – for the past year – with tests in the Stadthalle. In England, the Navy is permanently present. Warships patrol Jersey or accompany HMS Queen Victoria on a world tour.
Nevertheless, the fact that we can’t visit the lovely bay in Dorset on weekdays because of the military is somewhat unusual. The walk at the weekend is not entirely relaxed either. Every few metres a sign warns against leaving the paths. The symbolically depicted exploding bomb shows the rest. But because the coast is too beautiful at this point, we often come back anyway.
5 „Why don’t you leave the wellies in the car?“
Okay, strictly speaking, there are of course wellies in Austria. But their use is out of all proportion. From January to May I saw more people in wellies than in my whole life before. (To some extent, this is probably due to the fact that we were all just out for a walk and the weather was not always exhilarating).
The term wellies, apropos, comes from the 1st Duke of Wellington who popularised this footwear. At least since „The Crown“, we know that even the royal family uses them quite regularly