Schnitzel samt Schall und Rauch
Auf meinem Kühlschrank klebt ein Magnet mit der Aufschrift “If it fits in a toaster, I can cook it”.
Böse Zungen behaupten, das beschreibt meine Kochkenntnisse ziemlich akkurat. Ich persönlich halte mich nicht für eine so schlechte Köchin. Es passieren bloß unnatürlich oft unerfreuliche Dinge.
Beim Palatschinkenkochen habe ich beispielsweise einmal – aus nicht mehr nachvollziehbaren Gründen – eine Packung zerflossene Butter in den Teig gerührt. (Ich glaube, ich habe den Teil hinter der Butter in Klammer – für die Pfanne – überlesen und die Mengenangabe einfach verfünfzigfacht.)
Nicht so guter Versuch
In meiner Panik – ich wollte einen Typen beeindrucken – tat ich das einzig Vernünftige: Ich gab noch einmal die gleiche Menge Eier, Mehl und Milch dazu. In der Hoffnung, die Butter damit ertränken zu können. Oder eher: ertrocknen.
Aber eine Packung Butter, lässt sich nicht so leicht verbergen.
Natürlich kam der Typ genau in dem Moment in die Küche. Verdattert wollte er wissen, wen ich denn mit einer halben Badewanne an Palatschinkenteig aller verköstigen wollte. Und dann fragte er noch verdatterter, wieso ich den ersten Teig nicht einfach weggeleert und neu begonnen hatte.
Guter Punkt.
Lego-Croutons
Aber ich habe wohl schon in meiner Kindheit geahnt, dass Kochen nichts für mich ist: Ich habe den Backofen regelmäßig als Duplo-Aufbewahrungsort zweckentfremdet. Meine Eltern fanden das amüsant, bis ich einmal die Spielsteine vergaß, sie den Backofen für die Pizza vorheizten – und ein seltsamer Geruch aus der Küche kam.
Mesdames et Messieurs, es ist angerichtet: Verformte Duplosteine mit angekokelten Lego-Croutons.
Einmal geht’s noch
Diese Woche habe ich mein Glück in England dennoch wieder einmal versucht: Ich wollte Wiener Schnitzel machen – zum Dank für die Unterschlupfgewährung.
Ich war zuversichtlich. Schnitzel habe ich in England schon einmal gemacht. Als ich mit 17 Jahren in den Ferien Assistenz-Gruppenleiterin einer Kinder-Sprachreise war.
Doch dann stehe ich im Tesco-Supermarkt vor dem Fleischregal und muss erkennen, dass ich die Schnitzel damals nicht so sehr selbst zubereitet, als der älteren Gruppenleiterin assistiert habe.
Ich schicke meiner Mutter circa 100 Bilder von den verschiedenen angebotenen Fleischvarianten über WhatsApp und lasse sie entscheiden. Quasi Telefonjoker.
Brutzeln wie damals
Aber als ich dann das erste Stück Fleisch in die Pfanne lege, brutzelt es genau so, wie es soll. Gekonnt fahre ich fort, überrascht, wie sehr mir das Kochen Spaß macht. Na, siehst du, Anna, vielleicht wirst du doch noch zur Köchin. Gut Ding braucht eb…
NNNNTTTNNTTTNNNTTTTNNNNTTTTNNNNTTTTTNNTTT!!!!
Oh shit! Oh shit, oh shit, der Feueralarm. Und gerade in dem Moment, als Gastgeber S. den Müll wegschmeißen ist.
NNNNTTTNNTTTNNNTTTTNNNNTTTTNNNNTTTTTNNTTT!!!!
Verdammt, das Küchenfenster lässt sich nicht öffnen.
NNNNTTTNNTTTNNNTTTTNNNNTTTTNNNNTTTTTNNTTT!!!!
Oh Gott, ist das laut. Gleich kommen die Nachbarn panisch hereingelaufen, um mich vor dem Feuer zu retten. Wie peinlich!
NNNNTTTNNTTTNNNTTTTNNNNTTTTNNNNTTTTTNNTTT!!!!
Oder beschweren sich über den Lärm! Wie unangenehm!
NNNNTTTNNTTTNNNTTTTNNNNTTTTNNNNTTTTTNNTTT!!!!
Ich reiße die Eingangstür auf und renne mit der rauchenden Pfanne hinaus. Rechts steht der Nachbar am offenen Gang, er raucht.
“Oh, I’m sorry!”
Er macht eine wegwerfende Handbewegung. “Well, that’s what I call proper cooking.”
NNNNTTTNNTTTNNNTTTTNNNNTTTTNNNNTTTTTNNTTT!!!!
In dem Moment kommt S. die Stiegen herauf, schaltet den Feueralarm aus und grinst. “Well, I thought that would be you.”
Na, da hab ich wieder einmal jemanden mit meinen Kochkenntnissen beeindrucken können!
P.S. Schnitzel haben schlussendlich sehr gut geschmeckt. Spiele nun mit dem Gedanken, ein österreichisches Lokal in England zu eröffnen.
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