Wie ein kleiner Bub auf Wut reagiert
Es ist hektisch in dem großen Supermarkt.
Zu viele Wagerln, zu viele Menschen, zu viel Auswahl.
Die anderen stehen immer genau vor dem Regal, zu dem man gerade muss. Dann ist da wieder einer mit Maske unter der Nase; eine andere greift viele zu nahe an einem vorbei zu den Zucchini. Das Maskenband drückt hinter den Ohren, aber jetzt möchte man es nicht mehr justieren, man hat ja schon ein paar Dinge angegriffen.
Man ist grantig, weil man es nicht früher hierher geschafft hat und hungrig, also wird man wieder zu viel einkaufen. Und obwohl man sich dessen bewusst ist und es nicht tun will, wird man es trotzdem tun. Das nennt sich Willensstärke.
Halt geben
Ein kleiner Bub, vielleicht fünf Jahre at, hält sich am Einkaufswagen seiner Mutter an, als sie durch die Gänge ziehen. Sehr manierlich hält er sich an den dünnen Gitterstäben des Wagens fest.
Sein Blick ist neugierig, aufgeweckt, ein kleines bisschen frech, ein Lausbub.
„Jetzt stell‘ dich doch nicht so blöd an!!“
Der kleine Bub bleibt wie angewurzelt stehen, starrt in den Gang, in dem ein Mann, den älteren Mann im Rollstuhl vor sich anschreit.
Die Mutter des kleinen Buben schüttelt den Kopf, seufzt, sie möchte weitergehen. Aber der kleine Bub bleibt starr stehen, blockiert den Einkaufswagen beim Losfahren.
„Du machst mir nur Scherereien!!“, schreit der Mann weiter.
Ein paar Kundinnen und Kunden werfen sich Blicke zu, verdrehen die Augen, verschwinden aus dem Gang, keiner sagt etwas. Jetzt fällt dem alten Mann etwas herunter, der grantige Mann bückt sich, um es aufzuheben: „Du Idiot!“, ruft der grantige Mann.
Die Keksübergabe
Der kleine Bub dreht sich zu seiner Mutter. „Darf ich ein Keks haben?“, fragt er.
Die Mutter ein bisschen ungeduldig, sie möchte eindeutig weitergehen. „Muss das jetzt sein?“, fragt sie.
Der Bub nickt, bestimmt. „Ja“, sagt er, er hält die Hände hin, die Mutter händigt ihm ein Keks.
Er hält ihn in bisschen wie eine Trophäe vor sich und geht damit in den Gang. Der schreiende Mann hält inne.
Der Bub bleibt aus etwas Entfernung vor dem alten Mann im Rollstuhl stehen. „Möchten Sie ein Keks?“, fragt er.
Die Augen des alten Mannes lächeln hinter der Maske, er bedankt sich, nimmt den Keks entgegen, ohne vorzuhaben, ihn zu essen.
Der kleine Bub klopft sich die Brösel von den Händen und dreht sich langsam zu dem grantigen Mann „Siehst du“, sagt er, „es ist doch ganz einfach, nett zu sein.“
***
How a little boy reacts to anger
It’s hectic in the big supermarket.
Too many trolleys, too many people, too much choice.
The others are always standing right in front of the shelf you need to get to. Then there’s another one with a mask under his nose; another one reaches many too close to you for the courgettes. The mask strap presses behind your ears, but now you don’t want to adjust it, you’ve already attacked a few things.
You’re grumpy because you didn’t make it here sooner and hungry, so you’re going to buy too much again. And even though you are aware of it and don’t want to do it, you will do it anyway. That’s called willpower.
Holding on
A little boy, maybe five years at, holds onto his mother’s shopping trolley as they move through the aisles. Very mannerly, he holds on to the thin bars of the trolley.
His gaze is curious, bright, a little bit cheeky, a rascal.
„Don’t be so stupid!“
The little boy stops as if rooted to the spot, staring into the aisle where a man is shouting at an older man in the wheelchair in front of him.
The little boy’s mother shakes her head, sighs, she wants to go on.
But the little boy remains standing rigidly, blocking the shopping trolley to go forward.
„You’re just causing me trouble!!“, the man continues to shout.
A few customers cast glances at each other, roll their eyes, disappear from the aisle, no one says anything.
Now the old man drops something, the grumpy man bends down to pick it up: „You idiot!“ the grumpy man shouts.
The thing with the biscuit
The little boy turns to his mother.
„Can I have a biscuit?“ he asks.
The mother a little impatient, she clearly wants to move on.
„Does it have to be now?“ she asks.
The boy nods, determinedly. „Yes,“ he says, holding out his hands, the mother hands him a biscuit.
He holds it out in front of him a bit like a trophy and walks with it into the corridor.
The screaming man pauses.
The boy stops from a little distance in front of the old man in the wheelchair.
„Would you like a biscuit?“ he asks.
The old man’s eyes smile behind the mask, he thanks him, accepts the biscuit without intending to eat it.
The little boy knocks the crumbs off his hands and slowly turns to the grumpy man.
„You see,“ he says, „it’s easy to be nice.“
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