Warum Genuss in Sizilien mit der Zeit kommt

+++ English Version below +++
Es sind die kleinen Gesten. Die subtilen Gesichtsregungen, die vielleicht ohne es zu wollen, Missfallen und Genugtuung ausrücken.
Am Anfang machen wir es nicht ganz richtig. Nicht, dass es sich die Verkäufer:innen anmerken lassen. Freundlich bitten Sie uns heran, nehmen die Bestellung entgegen; bemüht, das gebrochene Italienisch zu verstehen.
Sie reichen den Cappuccino im papierener To-Go-Becher, der so mild ist, dass man am liebsten gleich ein Dutzend bestellen möchte. Aber gleichzeitig so stark, dass das keine gute Idee ist.
Sie händigen das Schokoladen- und Pistazieneis, dessen Geschmack so intensiv ist, dass man nur ganz kleine Löffel nehmen muss.
Sie packen das Tomaten-und-Mozzarella-Baguette in Papier, von dem man beim Kosten am Strand kaum glauben kann, wie gut ein Snack von einem Straßenstand schmecken kann: die knackige Brotkruste, die saftigen, sonnengereiften Tomaten mit getrocknetem Oregano besprenkelt, darunter, der perfekte Kontrast: salzige Sardinen. bei jedem Bissen rinnt ein wenig Olivenöl übers Kinn.

Barfußlaufen und Panoramablick

Und dann, als wir langsam in Sizilien ankommen, nicht nur physisch, sondern mit allen Sinnen: Nach dem Barfußlaufen über warme Steine, nach den Sonnengrüßen beim Panoromablick, nach den ersten Zügen im eiskalten Wasser, wird klar, wie es richtig gehört.
„Für hier“, sagen wir zum Kellner im kleinen Café neben dem Kathedrale von Palermo – sagen wir dem Barrista in der feinen Konditorei neben dem Bioladen in Scopello – sagen wir zum Kellner der Strandbar am Guidaloca Beach, unserem Hausstrand. Auf einmal (sicherlich ist das nicht eingebildet) bekommen wir nicht nur einen freundlichen Blick, wir bekommen das Strahlen in den Augen, das unmerkliche, zufriedene Nicken. Das war die richtige Entscheidung.
Beim Essen in Sizilien geht es nicht um Sättigung, es geht um Genuss. Es ist der cremige Kaffee, dessen Geschmack sich in der Keramikschale einmal mehr entfaltet. Es ist die kompakte Arancina-Kugel, die frittierte Reis-Kugel mit Blattspinat und geschmolzenem Käse, die sich in langsamen Bissen, nicht hastig runtergeschlungen, überraschend sättigend entpuppt. Es ist die knusprige Connoli-Rolle gefüllt mit intensiver Pistaziencreme, die im Nachgeschmack ihre volle Wirkung zeigt.
Der wahre Essengenuss kommt mit der Zeit.

Why Enjoyment comes in Sicily with Time

It is the small gestures. The subtle facial expressions that, perhaps without meaning to, express displeasure and satisfaction.
In the beginning, we don’t get it quite right. Not that the waiters let on. They ask us in a friendly manner and take our order, trying to understand the broken Italian.
They hand us the cappuccino in a paper to-go cup, which is so mild that you’d like to order a dozen right away. But at the same time so strong that it’s not a good idea.
They hand over the chocolate and pistachio ice cream, whose flavour is so intense that you only have to take very small spoonfuls.
They wrap the tomato-and-mozzarella baguette in paper, which, when you taste it on the beach, you can hardly believe how good a snack from a street stall can taste: the crunchy bread crust, the juicy, sun-ripened tomatoes sprinkled with dried oregano, underneath, the perfect contrast: salty sardines. a little olive oil runs down your chin with every bite.

Properly Arriving

And then, as we slowly arrive in Sicily, not just physically, but with all our senses: After walking barefoot over warm stones, after sun salutations while enjoying the panoramic view, after the first puffs in the ice-cold water, it becomes clear how it is properly done.
„For here“, we say to the waiter in the little café next to Palermo Cathedral – we say to the barrista in the fine pastry shop next to the organic food shop in Scopello – we say to the waiter at the beach bar on Guidaloca Beach, our home beach. And suddenly (surely this is not imaginary) we don’t just get a friendly look. We get the gleam in the eye, the imperceptible, satisfied nod. That was the right decision.
Eating in Sicily is not about satiety, it’s about enjoyment. It’s the creamy coffee whose flavour unfolds once more in the ceramic bowl. It’s the compact arancina ball, the fried rice ball with spinach leaves and melted cheese, which turns out to be surprisingly filling in slow bites, not hastily gobbled down. It’s the crispy connoli roll filled with intense pistachio cream that comes into its own in the aftertaste.
The true pleasure of eating comes with time.