Was dir an Österreich auffällt, wenn du davor länger in England warst

+++ English Version below +++
 
Das Fahrwerk fährt rumpelnd aus, die Schnauze des Flugzeugs zeigt noch ein weniger stärker hinab. presst einen mehr in den Rücksitz. Die Lichter der Großstadt glitzern in der Spätnachmittagssonne und dann hat man wieder festen Boden unter den Füßen.
 
Landen in Wien war gemeinhin mit einer gewissen Melancholie verbunden, weil der Urlaub vorbei und einen im Abholbereich der Alltag abholte.
 
Außer, Wien ist auf einmal der Urlaub.
 
Dann wirkt der Flughafen Wien nicht mehr düster, sondern fast stylisch, das Österreichisch ist niedlich-charmant und die Ruhe entspannend. Und in dem kurzen Fenster bevor Wien wieder Heimat ist, fällt es einem dann auch noch auf:
 

1) Alles ist nah, aber man fährt nicht hin

 
Distanz ist eine dehnbare Größe. Nach den ersten sechs Monaten in England, stellt sich mir die Frage, wieso ich eigentlich nicht schon längst ganz Österreich abgefahren habe. Und die umliegenden Nachbarländer dazu. Eigentlich ist doch alles so nah!
 
Zwei Stunden Fahrzeit in Österreich: Naja, das zahlt sich für ein langes Wochenende nicht wirklich aus. Zwei Stunden Fahrzeit in England: Das ist doch super, da kann ich ja eigentlich täglich pendeln.
 

2) Die Supermärkte sind super klein

 
Ich dachte ja, dass die Riesensupermärkte eine Erfindung der Amis sind. Doch wie so vieles haben sie das offenbar aus ihrer Heimat mitgebracht. Sobald man das Stadtzentrum Londons verlässt, empfangen einen Supermärkte in der Größe von Fußballfeldern.
 
Und zurück in Wien ist man überrascht wie niedlich klein auch die großen Versionen unserer Supermärkte sind. Allerdings: Man findet alles. Und man merkt auch wieder: Es muss nicht das ganze Gebäude auf Tiefkühlfach-Temperatur heruntergekühlt sein.

 

3) Eine dufte Angelegenheit

 
Es riecht blumig, grün, irgendwie milder, an bestimmten Orten nach Bier und Schokolade.
 
Ganz allgemein duftet Wien auch mehr, weil es nicht stinkt. Das muss nicht selbstverständlich sein. Man erkennt, wie sehr man sich in England daran gewöhnt hat, das nicht nur Dosen, Plastikfalschen und Verpackungspapier auf der Straße herumkugelt, sondern auch: Müllsäcke herumstehen.
 
Schwarze Müllsäcke, zusammengeknotet am Trottoir, darauf wartend, von der Müllabfuhr mitgenommen zu werden und in der Zwischenzeit die umliegende Umgebung vollstinken.
 

4) Alle sind ein wenig distanzierter

 
Sprache schafft eben doch Realität. Wo es nur ein Du gibt, gibt es weniger Distanz. Hat sich das Mangeln des englischen Sie auf die Mentalität der Engländer:innen niedergeschlagen oder hat die englische Mentalität das formale Sie vertrieben?
 
Das „You“ schafft jedenfalls so viel mehr, zunächst kitzelt es viel den Vornamen des Gegenüber heraus und wenn die neue Chefin Sara und nicht Ms. Hutchings heißt, fühlt man sich schneller verbunden. Im Umkehrschluss fühlt sich jetzt das „Bauer“ härter an als es früher jemals war.
 

5) Corona Special: Eine Frage der Maske

 
Schon in Heathrow hat sich schnell gezeigt, wer im Flugzeug Richtung Wien sitzen wird. Kein Land hat offenbar so stark die FFP2-Werbetrommel gerührt wie Österreich. Und weil der höhere Schutz dieser Masken so thematisiert wurde, fühlt man sich in so einer Menge wohler. Bis man den ersten Nasenblitzer sichtet. Manches ist eben doch überall gleich.
 
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What you notice about Austria if you have been to England for a longer period

 
The landing gear extends with a rumble, the nose of the plane points down a little more. presses you more into the back seat. The lights of the big city glisten in the late afternoon sun and then you have solid ground under your feet again.
 
Landing in Vienna was mainly associated with a certain melancholy, because the vacation was over and in the arrival area you were greeted by routine.
 
Except, Vienna is suddenly the vacation.
 
Then, Vienna Airport no longer seems gloomy, but almost stylish, the Austrian is cute and charming, and the calm is relaxing. And in the short window before Vienna is home again, you notice:
 

1) Everything is close but you don’t go there

 

Distance is a malleable variable. After the first six months in England, I ask myself why I haven’t already driven all over Austria. And the surrounding neighboring countries as well. Everything is so close!
 
Two hours driving time in Austria: Well, that doesn’t really pay off for a long weekend. Two hours driving time in England: That’s great, I could actually commute every day.
 

2) The supermarkets are super small

 
I thought that the giant supermarkets were an invention of the US. But like so many things, they obviously brought that with them from their homeland. As soon as you leave the center of London, you are greeted by supermarkets the size of soccer fields.
 
And back in Vienna, you’re surprised how cutely small even the big versions of our supermarkets are. However, you can find everything. And you realize again: The whole building doesn’t have to be cooled down to freezer temperature.
 

3) A fragrant affair

 
It smells flowery, green, somehow milder, in certain places like beer and chocolate.
 
In general, Vienna also smells more because it doesn’t stink. That doesn’t have to be taken for granted. You realize how much people in England have gotten used to the fact that not only cans, plastic bottles and packaging paper roll around on the street, but also: garbage bags stand around.
 
Black garbage bags, knotted together on the sidewalk, waiting to be taken away by the garbage collectors and in the meantime stinking up the surrounding area.
 

4) Everyone is a little bit more distant

 
Language creates reality after all. Where there is only a you, there is less distance. Has the lack of the English “Sie” affected the mentality of the English or has the English mentality driven out the formal “Sie”?
 
In any case, the “You” creates so much more, first of all it tickles out a lot the first name of the counterpart and if the new boss is called Sara and not Ms. Hutchings, one feels connected faster. Conversely, “Bauer” feels harder now than it ever did before.
 

5) Corona masked special

 
Already at Heathrow, it quickly became apparent who was going to be on the plane headed for Vienna. No country seems to have drummed up as much FFP2 publicity as Austria. And because the higher protection of these masks was so thematized, one feels more comfortable in such a crowd. Until you see the first nose blister. Some things are just the same everywhere.
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